Johannes 17,13-26

 

Leben in der Welt

=> Welche Wertvorstellungen existieren in der Welt, die konträr zu den biblischen Wertvorstellungen laufen (nicht bei allen wohlgemerkt)?

-> Geldgier, Ringen nach Besitz, Macht, Ehre, Anerkennung, Unehrlichkeit, Egoismus, eigener Vorteil

=> Welche Wertvorstellungen vermittelt die Bibel?

-> Ringen nach Gott, seinen Willen, Demut, Liebe, Freundlichkeit, Geduld, Sanftmut, Ehrlichkeit, Wahrheit

Dazwischen liegt eine Diskrepanz.

-> Vergleich mit Deutschen, der nach Kenia reist

- andere Hautfarbe

- andere Mentalität

- andere Prägung, Kultur

- andere Sprache

- andere Kleidung

- andere Sitten

Er ist zwar in Kenia, aber ist nicht von Kenia, sondern von Deutschland (Christ lebt zwar in der Welt, aber beheimatet im Himmelreich) -> vgl. Grafik

Wie sollen wir damit umgehen?

Auf der einen Seite sollen wir dem Juden ein Jude, dem Griechen ein Grieche werden, auf der anderen Seite aber uns nicht der Welt gleichstellen, nicht dort sitzen, wo die Spötter sitzen.

Da wir in der Welt leben, sollen wir nicht weltfremd leben, einen Zugang bewahren zu den Menschen, ihnen soweit entgegenkommen, daß ihre Hemmschwelle so klein wie möglich ist, Beziehungen zu ihnen aufbauen (1. Teil).

Grenzen sind dort, wo wir Gottes Wertvorstellungen zuwider handeln müßten (V15: sondern, daß du sie bewahrst vor dem Bösen). Gefahren lauern zuhauf, und wir sind bedroht, da ist es hilfreich zu wissen, daß Gott uns auch vor dem Bösen bewahren möchte.

Wie kommt man denn nun dort hin, von einem Menschen, der in der Welt nach den Wertvorstellungen der Welt lebt zu einem Menschen, der nach veränderten Wertvorstellungen gemäß der Bibel lebt?

Nicht schlagartig, Prozeß, der bei der Bekehrung beginnt, wenn ein Mensch sein Leben Gott anvertraut und ein Leben lang andauert. Biblischer Begriff: Heiligung

 

Heiligung

1. Christus hat sich selbst für uns geheiligt. Christus ist uns von Gott gemacht worden zur Heiligung (1. Kor. 1,30). Die Heiligung ist ganz und gar Gottes Werk und Gabe Gottes an alle, die sich durch den rechtfertigenden Glauben dem Evangelium erschließen.

2. Die Heiligung erfordert des Gläubigen ganzen Einsatz. (vgl. Kampf, Phil. 2,12.13) Gott möchte mit uns gemeinsam die Veränderung bewirken, eine Erneuerung von innen, mit unserem Einverständnis (freier Wille) und unserer Unterstützung. Ziel der Heiligung ist eine Verwandlung des Menschen in das Bild Christi.

Bild: Mensch, der Fremdsprache lernt mit dem Ziel Dolmetscher zu werden.

1. Am liebsten wäre der Mensch sofort ein perfekter Dolmetscher -> geht nicht.

=> Im Glauben würden wir am liebsten so sein wie Jesus -> geht nicht, alter Mensch beherrscht uns zu sehr

2. Ein kurzangelegter Großeinsatz bringt den Menschen auch nicht zu seinem Ziel. Ausdauer und langes Dranbleiben zeigt Erfolg.

3. Der Mensch lernt die Fremdsprache nicht nur vom Zuhören (im Unterricht sitzen). Er muß anschließend seine Hausaufgaben machen und viel üben.

=> Im Glauben wachsen wir nicht dadurch, daß wir Predigten hören, Bibel und christliche Bücher lesen. Wir müssen das Gehörte und Gelesene umsetzen und einüben.

4. Eine Lektion nach der anderen, erst wenn eine abgeschlossen ist, folgt die nächste

=> So arbeitet auch Gott. Er möchte mit uns eine Lektion nach der anderen bearbeiten und einstudieren. Wir wollen manchmal am liebsten 10 Lektionen (z.B. nach einer begeisternden Freizeit) auf einmal lernen und sind dann frustriert, daß am Ende gar nichts hängen bleibt. Eine Lektion kann dabei auch mal über Monate andauern.

5. Der Mensch muß die Fremdsprache und die Lektionen einüben. Das bedeutet Kleinarbeit, Initiative, oftmals auch Durchhalten gegen die Lust und trotz Enttäuschungen und Rückschlägen.

6. Es gibt Hausaufgaben und Klassenarbeiten, in denen das Gelernte abgefragt und angewendet wird. Nicht alle Menschen haben soviel Selbstdisziplin, daß sie auch ohne Hausaufgaben, Klassenarbeiten oder Klausuren genausoviel lernen würden wie ohne.

=> Es gibt auch gläubige Menschen, die nicht soviel Selbstdisziplin haben, daß sie den Weg der Heiligung bzw. Wachstums im Glauben alleine gehen können. Für solche Menschen kann es eine Hilfe sein, mit anderen Menschen zusammen (2,3,4) sich immer wieder zu treffen und über die geistlichen Erfahrungen zu reden. Nicht nur, um "abzufragen", sondern auch um zu ermutigen, nachfragen, von der Erfahrung der anderen zu lernen und damit Menschen da sind, die den speziellen Wachstumsschritt im Gebet begleiten.

7. Um ein guter Dolmetscher zu werden, braucht der Mensch einen guten Lehrer, der mehr weiß, der den Überblick hat und der die sinnvolle Reihenfolge des Lernens und der Themen kennt.

=> Im Glauben haben wir diesen Lehrer in Gott bzw. Jesus. Jesus weiß unendlich mehr als wir, besitzt den Überblick über alles und weiß am besten, in welcher Reihenfolge wir die einzelnen Lektionen behandeln sollten. Wenn wir uns von ihm leiten lassen, führt er uns nach und nach an die Bereicht, in denen er uns verändern möchte, und zwar in der Abfolge, wie es für jeden einzelnen sinnvoll ist.

8. Konsequentes, ausdauerndes Einüben zeigt Erfolge

=> Die Seelsorge sagt, daß das Ändern einer Gewohnheit ca. 60 Tage dauert. Das zeigt die Notwendigkeit des beständigen Dranbleibens. Doch dann dürfen wir die Früchte sehen und ernten.

9. Der Mensch muß in Übung bleiben. Wenn er die Übung abbricht, bleibt er nicht auf seinem Stand, sondern sein Wissen und Können verringert sich. Stillstand ist demnach Rückschritt.

=> Ebenso im Glaubensleben. Sind wir mit dem "Erreichten" zufrieden und bleiben nicht in geistlicher "Übung", so wird sich unser Glaube zurückentwickeln und dei Beziehung zu Gott stagnieren. Solche Situationen gibt es sicherlich bei vielen, doch solche Dinge kann man auch wieder nachlernen, das geht dann schneller vonstatten.

10. Nach bereits relativ kurzer Zeit ist der Mensch in der Lage, sich in der Fremdsprache zu unterhalten, sich auszudrücken und etwas zu sagen, wenn auch holprig und grammatikalisch sicher nicht immer korrekt.

=> So auch im Glauben. Wir müssen nicht warten, bis wir "perfekte" Christen sind - was wir sowieso nie werden - um von unserem Glauben weitersagen zu dürfen, dazu sind wir bereits nach relativ kurzer Zeit in der Lage. Sicher auch noch etwas holprig, nicht immer mit den passenden Antworten, aber dafür mit umso mehr Eifer.

11. Der Mensch wird das Großziel, ein perfekter Dolmetscher zu sein, nie erreichen, aber wenn er in Übung bleibt und sich immer weiter bildet, wird er ein immer wertvollerer Dolmetscher im Laufe der Zeit.

=> Wir Christen werden das Großziel, Christus gleich zu sein, hier auf der Erde nie erreichen. Dennoch werden wir für Gott immer wertvoller, wenn wir im Glauben bleiben und wachsen, d.h. von Gott umgestalten lassen.

12. Um weitere Fortschritte zu machen, muß der Mensch immer weiter machen, Neues lernen (z.B. in das entsprechende Land gehen, Land und Leute kennenlernen, sich unterhalten, dort (eine Zeitlang) leben)

=> Um im Glauben Fortschritte machen, dürfen wir ebenfalls nicht stehen bleiben, sondern müssen uns auch immer wieder neuen Herausforderungen stellen.

 

2 Beispiele

Aus dem Buch "Weiterkommen - im Glauben wachsen" von Günther Schaible, dem Leiter des Wörnersberger Ankers:

 

1. Stille Zeit

Es geht um eine Liebesbeziehung zu Gott.

Eine Mitarbeiterin war seit Monaten müde und lustlos in ihrem Christsein. Sie kamen zu der Feststellung, daß es nicht in erster Linie um eine "Verbesserung" der stillen Zeit geht, sondern darum, zu begreifen, daß die Liebesbeziehung zu Gott gestört ist.

Diese Liebesbeziehung so gestalten, daß sie durch die Jahre hindurch intensiver, reicher tragfähiger und erfüllter wird.

× Lebendiger Dialog: mit Gott reden, mein Leben bereden, bestimmte Dinge durchsprechen, auf Antwort gespannt sein

× Gott sagen, daß ich ihn lieb habe

× mit Gott alleine spazierengehen und sich an ihm freuen

× regelmäßig Zeit nehmen (täglich, Stiller Tag / Stille Tage), feste Zeiten einplanen

× im Laufe des Tages immer wieder kurz einnhalten und an Gott denken

× immer wieder andere Formen kennenlernen und praktizieren; durch die Formen hindurch soll die Liebe zum Vater lebendig erhalten werden

Anregungen:

× vor Gott still werden, abschalten, Gedanken zur Ruhe bringen

× Loben und Danken

× Gott möchte zu mir reden (z.B. durch Losung, Bibeltext)

× Ich darf Sorgen Probleme, Ängste bei Jesus abladen

× Ich darf Gottes Vergebung in Anspruch nehmen

× Ich darf meine Leere und meinen Frust beklagen

× Ich darf mit Problemen zu Gott kommen und ihn um Anweisung und Hilfe bitten

× Terminkalender: Aufgaben und Begegnungen durchbeten und Gott um Weisheit und die richtigen Worte bitten

× für Nichtchristenbeten; beten, daß sie anfangen, mir Fragen über meinen Glauben zu stellen

× Menschen in seinem Namen zu segnen

× Gott gehorsam sein und die nächsten Schritte gehen

 

2. Leben entfalten und wachsen durch die chrsitliche Gemeinschaft

Buch S. 48 unten-51 oben

 

Vergleich "Alter Mensch aus dem Fleisch" - "Neuer Mensch aus dem Geist"

Alter Mensch:

× aus dem Fleisch, weltlich gesinnt

× tut, was er will; liebt, was er tut

× Bekämpfung der Symptome (Bsp.: Kopf- oder Magenschmerzen bei psychischer Ursache -> Einnahme von Kopfschmerz- oder Magenschmerztabletten)

× ständiges Stolpern über die selben Sünden (sündige Gesinnung)

Neuer Mensch:

× aus dem Geist, geistlich gesinnt

× wir umgestaltet auf das Bild Jesu hin (Kol. 3,10)

× wird gereinigt (Joh. 15,2)

× Bekämpfung der Ursachen (1. Joh. 1,9), möglich durch Erlösungswerk Jesu und Hl. Geist

× Sünde wird zur Last (Röm. 7,15), Holzklotz am Bein

 

Christus in uns (V. 26)

Wie ist das zu verstehen?

× Wie Handschuh? Unglückliches Bild, weil Handschuh taten- und willenlos ist

× "Wir"-Bild - beides ist Realität

× Bild vom Weinstock und der Rebe: Christus reinigt uns, damit wir mehr Frucht bringen.