1. Kor. 2,10 - 3,4

 

Quelle: Watchman Nee: Der geistliche Christ

Mensch als Trinität: Leib, Seele, Geist

Leib

× Sinne

× Kontakt mit der äußeren, den Sinnen zugänglichen Welt

× Umwelt wird von den Sinnen beeinflußt und wirkt aber auch auf sie ein (Wechselwirkung mit der Umwelt)

=> Weltbewußtsein

Seele

× Wille (Entscheidung, Ideale) -> kein Automat

× Verstand (Intellekt, Gedanken, Unterscheidung)

× Gefühle (Neigungen, Abneigungen)

=> Selbstbewußtsein

× Sitz der Persönlichkeit (Ich wohnt in der Seele), freier Wille ist entscheidend für Persönlichkeit (sonst Marionette, Roboter)

Geist (nicht zu verwechseln mit dem Hl. Geist) (V. 11)

× nimmt Verbindung zur transzendenten Welt auf

× liegt jenseits des menschlichen Eigenbewußtseins (kann vom Verstand nicht erfaßt werden)

=> Gottesbewußtsein

Geist kann zur transzendenten Welt Kontakt aufnehmen. Das kann z.B. sein:

× Kosmos (New Age)

× Nirwana (Hinduismus)

× Satan, Dämonen (Satanskult)

× Gott (durch den Heiligen Geist, V. 12)

Seele bildet die Brücke zwischen Geist und Leib. Nur durch das Zusammenspiel von Geist und Leib entsteht die Seele (Gen. 2,7) (vgl. Bild von der Glühbirne).

Die Seele ist durch den Leib mit der sichtbaren Welt verbunden.

Die Seele ist durch den Geist mit der unsichtbaren Welt verbunden.

Der Mensch wird nun von einem dieser drei Teile beherrscht (regiert).

× Wird er vom Leib beherrscht, so kann das sein: Süchte, Kleptomanie, Besessenheit, ...

× Wird er von der Seele beherrscht, so bestimmen der eigene Wille, Verstand und Gefühle das Leben des Menschen: Der Mensch bestimmt selbst, was er tun will - unabhängig davon, ob es gute oder schlechte Taten bzw. Einflüsse sind.

× Wird er vom Geist beherrscht, so ordnen sich Leib und Seele unter. Je nachdem, um welchen Geist es sich handelt, wird der Mensch positiv oder negativ beeinflußt (Z.B. die Jugendlichen von Sangershausen haben sich dem Satan ausgeliefert, also vom Geist Satans beherrscht worden)

Seele kann die Umgebung wählen. Sie entscheidet, wer regiert.

Der Geist kann durch die Seele den Leib unterwerfen.

Der Leib kann durch die Seele den Geist negativ beeinflussen.

Auch Gott bildet eine Trinität (bildhaft läßt sich das auch mit der menschlichen Trinität vergleichen, hinkt aber an einigen Stellen): Jesus als Leib: In Jesus ist Gott Mensch geworden und hat einen Leib angenommen, Gott als Seele: Sitz der Persönlichkeit, Heiliger Geist als Geist.

Ursprünglich von Gott gedacht, und anfänglich auch so gewesen:

Der Mensch ist von Heiligen Geist erfüllt und damit von ihm regiert.

Durch den Sündenfall anders.

Mensch wird von Geburt an von der Seele regiert.

Menschen, die keinen Kontakt mit der transzendenten Welt haben, ist meist gar nicht bewußt, daß sie einen Geist besitzen (V. 14). Sobald der Mensch von der Seele regiert wird, wird der Geist verdrängt.

Gottes Ziel mit den Menschen ist es, daß der Geist des Menschen in Kontakt mit dem Geist Gottes tritt, und sich sein Leib und die Seele dem Geist (Gottes) unterstellt und von ihm regiert wird (V.13).

Ein Mensch wird nach der Bibel zunächst aus dem Fleisch geboren (Joh. 1,13). Es gibt aber auch eine Geburt nach dem Geist (Joh. 3,6). Das ist, wenn der Geist des Menschen mit dem Heiligen Geist Kontakt aufnimmt, und der Geist Gottes in den Geist des Menschen einzieht. Das nennt die Bibel auch Wiedergeburt.

Dies war nun der Theorie-Teil. Was bedeutet diese Sache für uns aber praktisch?

Gottes Ziel mit den Menschen ist, daß sie von ihm regiert werden, und die Seele mit Willen, Verstand und Gefühlen sich dem Geist und damit Gott unterordnen. Warum das? Wieso beschneidet uns Gott unserer Freiheit? Aber diese Schlußfolgerung ist nicht schlüssig. Gott möchte nämlich mit uns Menschen machen, daß wir in unserer Persönlichkeit reifen. Wenn ein Mensch heiratet, gibt er auch ein Stück seiner Freiheit auf. Aber nicht, damit er dadurch eingeschränkter leben muß, sondern weil sein Leben durch seinen Partner bereichert wird. So ist dies auch mit Gott: Wir sollen unsere eigene Freiheit nicht aufgeben, damit wir beschnitten werden, sondern weil Er uns Menschen geschaffen hat, weiß er auch am besten, wie wir unser Leben optimal gestalten können und in unserer Persönlichkeit reifen. (Bsp. Maschinenhersteller, Support: Den fragen, der's gemacht hat oder sich selber quälen).

Gerettet sind wir (d.h. Gottes Kinder) ab dem Zeitpunkt, an dem Gottes Geist unseren menschlichen Geist erfüllt (Wiedergeburt). Damit leben wir aber noch nicht automatisch geistlich (d.h. vom Geist regiert).

Nach den vorhin genannten Gründen ist das Ziel eines Christen, geistlich zu leben. In der Praxis leben wir dennoch manchmal fleischlich (von der Seele oder dem Leib regiert) (vgl. V. 1-4). Woran liegt das?

Wer keinen Kontakt mit Gott hat, wird von seiner Seele, seinem Ich (Ego) regiert. Der Geist hat keinen Einfluß auf ihn, weil er verdrängt wird. Wer in Kontakt mit Gott tritt, erhält den Heiligen Geist. Dieser meldet genauso Anspruch an. Nun kann der Wille des Menschen entscheiden, wen er regieren läßt. Wir erleben immer wieder, daß auch wer wiedergeboren ist, nicht automatisch bis an sein Lebensende uneingeschränkt vom Geist regiert wird. Durch unsere menschliche Schwäche lassen wir dem Fleisch (der Seele) immer wieder Raum. Wie eng das nebeneinander oft hergeht, soll das folgende Anspiel zeigen. Hier werden - etwas überspitzt - Szenen gezeigt, die nach außen hin absolut geistlichen Charakter haben, aber fleischlich durchsetzt sind.

=> Anspiel (siehe unten)

Wie Sie bemerkt haben waren hier verschiedene Fälle angesprochen, wo ein geistliches Ziel verfolgt wird, aber fleischlich durchsetzt sind. In manchen Beispielen finden wir uns vielleicht wieder:

× z.B. die Gaben einbringen, aber nicht um Gott damit zu ehren, sondern selbst sich die Ehre abzuholen

× z.B. die größte Freude nicht darin sehen, wenn Gott wirkt, sondern wenn ich Anerkennung oder Beachtung finde

× z.B. In Gesprächen nicht auf den anderen eingehen, sondern um die eigenen Gedanken kreisen.

Auch wenn ein Mensch gerettet ist, ist er während verschiedener Zeitabschnitte immer noch fleischlich (Röm. 7, 15-23).

Weitere Beispiele, wo Fleisch und Geist gegeneinander kämpfen:

× Stolz auf Demut: Z.B. wenn ich mich als verdorbensten Menschen der Welt betrachte, dann betrachte ich diese Erkenntnis als Beweis für die eigene Demut, die mich von anderen abhebt.

× Wenn ich in Kontakt mit Menschen komme, binde ich mich schnell an ihn. Wenn sich das Verhältnis auch nur ein wenig ändert, leide ich ungeheure Seelenpein und halte dies für ein Leiden um Christi willen.

× Wir dürfen nicht seelische Dinge für geistlich halten, sonst bleiben wir im seelischen Zustand stecken.

Gefahren:

× Rationale Menschen versuchen emotional zu werden und deuten dies als das Wirken des Heiligen Geistes.

Umgekehrt versuchen emotionale Menschen rational zu werden.

Sie haben den Ursprung ihres Lebens in der Seele erkannt, doch der Wechsel stellt keine Verbesserung dar, weil er seinen Ursprung wieder in der Seele hat.

× Satan versucht z.B. durch Empfindungen oder Gedanken das geistliche Bewußtsein zu verwirren.

× Wenn wir meinen, plötzliche Gedanken oder Gefühle während des Betens sei alles von Gott irren wir uns sehr.

× Eine Anklage des Gewissens muß auch nicht immer das Gewissen sein - es kann auch der Feind sein.

× Wenn ich müde bin, kann Gott mich für nichts mehr gebrauchen.

× Bsp. Leben aus dem Gefühl (Buch: Watchman Nee: Der geistliche Christ, S. 190 Mitte bis 192 oben)

Um Mißverständnissen vorzubeugen: Das Gefühl ist durchaus etwas sehr Gutes, hier geht es nur darum, sich nicht von den Gefühlen leiten (regieren) zu lassen, sondern vom Geist Gottes.

Der geistliche Christ:

× In Kontakt mit Gott bleiben (durch beten: Reden mit Gott, Bibellesen, und Gemeinschaft: um miteinander zu leben aber auch sich auszutauschen über unseren Glauben)

× Fleisch muß entthrohnt werden. Selbst der Hl. Geist kann das Fleisch nicht geistlich machen. Gott will das Fleisch nicht bessern, sondern außer Kraft setzen.

× Demut (da steckt "Mut" drin)

Wir sind alle Jünger Jesu, d.h. in seiner (Lebens-)schule. Damit sitzen wir im gleichen Boot und wollen alle gemeinsam dasselbe Ziel erreichen (Bsp. Studiensemester). Es ist wichtig, uns gegenseitig zu helfen und zu ermutigen. Niemand gibt uns das Recht, auf jemanden herabzusehen, nur weil wir der Meinung sind, er ist fleischlicher als ich. Das ist dann auch bereits wieder eine ungeistliche Haltung.

× aus dem Glauben leben, nicht aus den Emotionen

genau entgegengesetzt: Wer seinen Empfindungen folgt, kann den Willen Gottes nur dann tun. wenn sich sein Gefühl regt und folgt damit letztlich seinen eigenen Interessen.

Der Glaube ist in dem verankert, an den der Christ glaubt, und nicht im Glaubenden selbst.

Der Glaubende schaut nicht auf sich selbst, sondern auf den Herrn.

Wenn sich der Glaubende auch verändert, so ändert sich der, an den er glaubt, niemals.

Darum kann er ihm Vertrauen schenken.

Gott will, daß wir den geistlichen Kampf auch dann fortsetzen, wenn uns nicht danach zumute ist.

Momentane Empfindungen sollen uns nicht dazu veranlassen, unsere Haltung gegenüber Gott zu ändern.

Auch in dunklen Zeiten sollen wir vorwärtsgehen, im Vertrauen darauf, daß auch dies Gottes Wille ist.

Der Weg des Glaubens fragt nach dem Ziel Gottes.

× ein Leben aus dem Willen

Im Leben als Christ werden wir immer wieder neu vor die Frage / Entscheidung gestellt: Welchen Weg will ich gehen?

 

 

Anspiel

Christ: O Herr, ich preise Dich, daß Du mich so wunderbar geschaffen hast und daß ich so sein darf wie ich bin. Danke, Gott, daß Du mich mit so vielen Gaben und Fähigkeiten ausgestattet hast.

Gott: Zu welcher Ehre setzt du sie ein?

Christ: Wer unterbricht mich da?

Gott: Ich.

Christ: Wer bist du?

Gott: Die Stimme Gottes.

Christ: Was hattest Du mich nochmal gefragt?

Gott: Zu welcher Ehre Du Deine Gaben einsetzt?

Christ: Na, zu Deiner natürlich.

Gott: Als Du neulich beim Theater für Jesus die Hauptrolle gespielt hast, hatte ich eher den Eindruck, als wolltest Du in erster Linie den Beifall und die Aufmerksamkeit der Leute auf Dich ziehen.

Christ: Kann ich jetzt weiterbeten?

Gott: Bitte!

Christ: Danke, lieber Herr, daß du mich so mächtig gebrauchst! Danke daß Du mir in der Gemeinde die Position des Gemeindeleiters, des Jugendleiters und des Predigers geschenkt hast!

Gott: Es würde mich noch mehr freuen, wenn es Dir dabei nicht nur um dein Ansehen in der Gemeinde ginge, sondern auch um deine Verantwortung, die diese Aufgaben mit sich bringen.

Christ: Bitte, Herr, schenke, daß alle meine Aufgaben bei der Vorbereitung des Gemeindefestes in der nächsten Woche gelingen!

Gott: Wie war das in der vergangenen Woche? Weshalb hattest Du jedem erzählt, welchen Aufwand und welche Kleinarbeit Du bei der Vorbereitung zu verrichten hattest?

Christ: Sonst hätte doch gar keiner mitbekommen, welche Arbeit ich da für Dich investiert habe.

kurze Pause

Christ: Herr vergib Alfred, daß er mich übergangen hat und mich zur letzten Mitarbeitesitzung nicht eingeladen hatte, obwohl es doch um eine sehr wichtige Entscheidung innerhalb der Gemeidearbeit ging!

Gott: Du solltest auch für Dich selbst um Vergebung bitten, da Du Dich sehr abfällig über ihn geäußert hast, nachdem die Entscheidung ohne Dich gefällt wurde. "Arrogantes Schwein" hast Du ihn genannt, wenn Du anderen Leuten von Deinem Unmut berichtet hattest.

Christ: Aber als Leiter habe ich doch ein Recht darauf, zu dieser Sache gefragt zu werden. Ich habe schließlich auch eine wichtige Meinung zu diesem Thema.

Gott: Dann war es ja ganz gut, daß Du nicht dabeiwarst, als die Entscheidung getroffen wurde, denn Deine Meinung wäre in diesem Fall nicht angebracht gewesen.

Christ: Aber man sollte über Meinungen wenigstens diskutieren.

Gott: Einverstanden. Aber warum achtest Du dann immer so sehr darauf, daß Deine eigene Meinung unbedingt berücksichtigt wird?

Christ: Darf ich endlich weiterbeten?

Gott: Nur zu.

Christ: Danke, daß Du mir am vergangenen Montag so ein gutes Gespräch mit Herbert geschenkt hast und daß ich ihm alles sagen konnte, was mir in letzter Zeit von Dir wichtig geworden ist.

Gott: Es wäre wahrscheinlich hilfreicher gewesen, wenn Du Dich dafür interessiert hättest, was Herbert gerade unter den Nägeln brennt.

Christ: Wie meinst Du das?

Gott: Zum Beispiel hat er Dir erzählt, daß er gerade sehr darunter zu leiden hat, weil er von seinem Beruf fristlos entlassen wurde. Da hattest Du ihm nur geantwortet: "Wen der Herr lieb hat, den straft und züchtigt er", anstatt ihm Trost zuzusprechen. Während bei seiner Aussage, seinen Frust darüber in einem unkontrollierten Überaktivismus zu verdrängen, wäre eine Warnung sicher angebracht gewesen. Du hattest ihn jedoch in seiner Ansicht bestärkt.

Christ: Aber immerhin bin ich auf seine Fragen eingegangen, die er gehabt hat.

Gott: Nur leider bist Du immer sehr schnell vom Thema abgekommen und hast Fragen beantwortet, die Herbert gar nicht gestellt hat, sondern die Dich gerade selbst beschäftigen.

Christ: Ich will jetzt endlich in Ruhe beten!

Gott: Ich habe den Eindruck, du hörst mir genausogut zu wie Deinen Gesprächspartnern.

Christ: Nun, schließlich bin ich es doch, der den anderen etwas zu sagen und zu geben hat.

Gott: Da hast Du recht: Du möchtest gerne gesehen und gehört werden. Das Zuhören würde ich nicht gerade als eine Deiner Stärken bezeichnen!

Christ: Weshalb dauert das Beten heute nur so außergewöhnlich lange?!

Gott: Nur Geduld ...